Um die Geschichte der Gebiete der Kirchengemeinde zu kennen ist es hilfreich, die Geschichte der Evangelischen in der „Oberen Pfalz“ zu kennen:
Der größere Rahmen
1517: Mit dem „Thesenanschlag“ Luthers beginnt die neuerliche Diskussion um die Erneuerung der katholischen Kirche, die später in der Reformation und der Gründung der evangelischen Kirchen endet.
Ab 1520 sind erste Einflüsse der Reformation in Neunburg und Umgebung bemerkbar.
1530: Vorstellung des evangelisch-lutherischen Glaubens am Reichstag in Augsburg mit der Confessio Augustana.
Der evangelische Glaube ist in dieser Zeit noch im Umbruch. Es entstehen zahlreiche Glaubensausprägungen, die nach ihren Hauptpersonen benannt sind. Die Hauptrichtungen sind die „Lutheraner“ (folgen den Lehren Martin Luthers), die „Zwinglianer“ (folgen den Lehren Huyldrich Zwinglis) und die „Calvinisten“ (folgen den Lehren Jean Calvins).
Heute existieren von diesen Richtungen noch die Lutheraner in der evangelisch-lutherischen Kirche, zu der die Kirchengemeinde Neunburg zählt, und die evangelisch-reformierte Kirche, die vor allem an Calvin ausgerichtet ist. Die evangelisch-lutherische und die evangelisch-reformierte Kirche haben eine Kirchengemeinschaft vereinbart, beide sind in der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) vereint. So werden Reformierte, die nach Neunburg ziehen, auch Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Neunburg.
In der damaligen Zeit zeigt sich ein widersprüchliches Bild: Manchmal sind die Unterschiede wichtig, manchmal verschwimmen sie, dann ist im Folgenden nur von „evangelisch“ die Rede.
Die Obere Pfalz, zu der Neunburg gehört, wird ab 1546 langsam lutherisch. Noch sind katholische Gläubige und Pfarrer akzeptiert
1555: Im Augsburger Religionsfrieden wird der Grundsatz „cuius regio, eius religio“ (wessen Region, dessen Religion) festgelegt. Die Untertanen haben den Glauben des Landesherrn anzunehmen oder das Land zu verlassen.
Die Landesherren wechseln öfters die Glaubensrichtungen. So ist die Obere Pfalz
1556: lutherisch (unter Kurfürst Ott-Heinrich). Neunburg wird Sitz einer Superintendentur.
1559: calvinistisch (unter Kurfürst Friedrich III. und Pfalzgraf Johann Casimir)
1580: lutherisch (unter Kurfürst Ludwig VI.)
1583-1621: calvinistisch (unter Pfalzgraf Johann Casimir)
1620: Durch die Schlacht am Weißen Berg verliert Friedich V die Oberpfalz an Bayern. Es beginnt langsam die Rekatholisierung.
1625 Kurfürst Maximilian verbietet den evangelischen Glauben. Alle nicht-katholischen Geistlichen werden ausgewiesen. Jesuiten und Prämonstratenser missionieren.
1628: Auch nicht-katholische Bürger müssen Bayern verlassen oder konvertieren.
1628-1648: Erobert die schwedische Armee die Gegend, so sind lutherische Gottesdienste erlaubt.
1648: Der Westfälische Friede beendet den 30jährigen Krieg. Neunburg und Umgebung werden katholisch, da es zum Kurfürstentum Bayern gehört. Es wird nun konsequent rekatholisiert. Bis heute hat sich der Spruch „Dich mach ich schon noch katholisch“ gehalten.
Wie war es in Neunburg?
In Neunburg ist die Zeit der Konflikte mit den „Hussiten“ durchaus prägend und präsent. Jan Hus gilt in der deutschen Theologiegeschichte als sogenannter „Vorreformator“, da einige seiner Lehren von Martin Luther und den anderen Reformatoren übernommen wurden.
Martin Luther kannte anfangs Jan Hus nicht, wurde aber auf ihn aufmerksam und bekannte dann: „Wir sind alle Hussiten ohne es gewusst zu haben“
Zu den gemeinsamen Forderungen beider zählen:
- Die im Gottesdienst verwendete Sprache sollte die Landessprache sein
- Die verwendete Bibelübersetzung sollte in der Landessprache sein
- Abendmahl/Kommunion unter beiderlei Gestalt, also mit Wein und Hostien
- Priester können irren und sollen von Gläubigen auch kritisiert werden
- Das Gewissen als höchste Autorität
Zur Geschichte der Evangelischen in der Stadt Neunburg
- 1527: Ein Neunburger Kaplan, der die Lehren der Reformation vertritt, wird von der Stadt bezahlt.
- 1536: Der Spitalprediger Benedikt Amann konvertiert zum Luthertum.
- 1538: Der Rat der Stadt Neunburg erbittet von Kurfürst Ludwig V lutherische Prediger, die nicht dem Bischof von Regensburg unterstehen.
- 1539: Der Rat der Stadt setzt sich für den Spitalbenefiziaten Georg Hauer ein, der seine Köchin geheiratet hat. Die Regierung schickt ohne Erlaubnis des Bischofs evangelische Pfarrer.
- Um 1550: Die Bewohner von Neunburg haben den evangelischen Glauben angenommen.
Die Neunburger bleiben auch bei calvinistischen Landesherren meist lutherisch. So weigern sich die Neunburger 1559 die calvinistische Kirchenordnung mit 32 Artikeln zu befolgen. Ende des 16. Jahrhunderts werden sogar abwechselnd lutherische und calvinistische Gottesdienste gefeiert, um die Bevölkerung nicht gegen den Landesherrn aufzubringen.
1623 wird die Pfarrkirche, bisher protestantisch, katholisch geweiht. Es gibt nur noch katholische Beamte.
1625 Kurfürst Maximilian verbietet den evangelischen Glauben. Neunburg wird katholisch. Alle nicht-katholischen Geistlichen werden ausgewiesen. Jesuiten und Prämonstratenser missionieren.
1628: Es gibt noch zahlreiche lutherische und calvinistische Räte und Bürger in Neunburg. Ihnen wird die Frist gesetzt innerhalb von 6 Monaten zu konvertieren oder das Land zu verlassen.
Von 1628-1648 ist die Stadt meist katholisch. Jedoch erobern die Schweden 1634, 1641 und 1644 die Stadt. Während der Herrschaft der Schweden können die Lutheraner ihrem Glauben frei nachgehen.
1648: Der Westfälische Friede beendet den 30jährigen Krieg. Neunburg wird katholisch, da es zum Kurfürstentum Bayern gehört
Neunburg wird nun konsequent rekatholisiert, jedoch sind noch 1656 Klagen über evangelische Angewohnheiten zu hören.
1517: Mit dem „Thesenanschlag“ Luthers beginnt die neuerliche Diskussion um die Erneuerung der katholischen Kirche, die später in der Reformation und der Gründung der evangelischen Kirchen endet.
Ab 1520 sind erste Einflüsse der Reformation in Neunburg und Umgebung bemerkbar.
1530: Vorstellung des evangelisch-lutherischen Glaubens am Reichstag in Augsburg mit der Confessio Augustana.
Der evangelische Glaube ist in dieser Zeit noch im Umbruch. Es entstehen zahlreiche Glaubensausprägungen, die nach ihren Hauptpersonen benannt sind. Die Hauptrichtungen sind die „Lutheraner“ (folgen den Lehren Martin Luthers), die „Zwinglianer“ (folgen den Lehren Huyldrich Zwinglis) und die „Calvinisten“ (folgen den Lehren Jean Calvins).
Heute existieren von diesen Richtungen noch die Lutheraner in der evangelisch-lutherischen Kirche, zu der die Kirchengemeinde Neunburg zählt, und die evangelisch-reformierte Kirche, die vor allem an Calvin ausgerichtet ist. Die evangelisch-lutherische und die evangelisch-reformierte Kirche haben eine Kirchengemeinschaft vereinbart, beide sind in der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) vereint. So werden Reformierte, die nach Neunburg ziehen, auch Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Neunburg.
In der damaligen Zeit zeigt sich ein widersprüchliches Bild: Manchmal sind die Unterschiede wichtig, manchmal verschwimmen sie, dann ist im Folgenden nur von „evangelisch“ die Rede.
Die Obere Pfalz, zu der Neunburg gehört, wird ab 1546 langsam lutherisch. Noch sind katholische Gläubige und Pfarrer akzeptiert
1555: Im Augsburger Religionsfrieden wird der Grundsatz „cuius regio, eius religio“ (wessen Region, dessen Religion) festgelegt. Die Untertanen haben den Glauben des Landesherrn anzunehmen oder das Land zu verlassen.
Die Landesherren wechseln öfters die Glaubensrichtungen. So ist die Obere Pfalz
1556: lutherisch (unter Kurfürst Ott-Heinrich). Neunburg wird Sitz einer Superintendentur.
1559: calvinistisch (unter Kurfürst Friedrich III. und Pfalzgraf Johann Casimir)
1580: lutherisch (unter Kurfürst Ludwig VI.)
1583-1621: calvinistisch (unter Pfalzgraf Johann Casimir)
Von 1582-1589 wirkte der lutherische Hofprediger Johann Michael Storr in Fuhrn, das heute zur Stadt Neunburg gehört.
1620: Durch die Schlacht am Weißen Berg verliert Friedich V die Oberpfalz an Bayern. Es beginnt langsam die Rekatholisierung.
1625 Kurfürst Maximilian verbietet den evangelischen Glauben. Alle nicht-katholischen Geistlichen werden ausgewiesen. Jesuiten und Prämonstratenser missionieren.
1628: Auch nicht-katholische Bürger müssen Bayern verlassen oder konvertieren.
1628-1648: Erobert die schwedische Armee die Gegend, so sind lutherische Gottesdienste erlaubt.
1648: Der Westfälische Friede beendet den 30jährigen Krieg. Neunburg und Umgebung werden katholisch, da es zum Kurfürstentum Bayern gehört. Es wird nun konsequent rekatholisiert. Bis heute hat sich der Spruch „Dich mach ich schon noch katholisch“ gehalten.
Seit 1800:
10. November 1800: Verordnung von Kurfürst Maximilian IV. Joseph, die die Ansiedlung von Evangelischen in Bayern erlaubt.
10. Januar 1803: Die römisch-katholische, lutherische und reformierte Konfessionen werden per Gesetz gleichgestellt. Es dürfen sich evangelische Gemeinden bilden.
Zwischen 1806 und 1815 kommen viele evangelische Gebiete zu Bayern. In den nächsten Jahrzehnten werden Beamte aus diesen Gebieten auch nach Neunburg versetzt. Ihre seelsorgerische Betreuung erfolgt von Amberg aus durch Reiseprediger.
1850: Die ersten Evangelischen wieder in Neunburg belegbar.
1856: Neunburger Bürger nehmen an evangelischen „Sammelgottesdiensten“ in Nabburg und Waldmünchen teil.
1861: erster evangelischer „Sammelgottesdienst“ in Neunburg.
Ab 1863: Regelmäßige Gottesdienste in Neunburg, vor allem in der Privatwohnung von Maurermeister Christoph Laubmaier (heute Hahnenplatz 1).
Ab 1865 wird Geld für einen Kirchenbau gesammelt. Es gibt nur 32 Protestanten.
1868 bezuschussen fränkische Frauenvereine des Gustav-Adolf-Werkes den Kauf eines Steinmeyer-Harmoniums.
Um 1870 gründen 22 Familien einen Kirchbauverein zur Finanzierung des künftigen Gotteshauses.
7.11.1886 – Oktober 1906: Gottesdienste im heutigen Schlossaal.
28.06.1904: Kauf des Grundstücks an der Bahnhofsstraße vom Gärtner Franz Söllner
10.06.1906: Grundsteinlegung der Kirche
28.10.1906: Einweihung der Evangelischen Kirche Neunburg.
Seit dem Zweiten Weltkrieg:
Ab 1944 wächst die Gemeinde durch die Flüchtlinge auf 1500 Seelen an. Davon leben ca 400 in der Stadt Neunburg, die meisten im Landkreis. Die Gemeinde umfasst 52 Ortschaften. Es gibt Gottesdienste in Neunburg, Schwarzhofen, Dieterskirchen, Kemnath und Penting.
1948: Neunburg wird „exponiertes Vikariat“ der Kirchengemeinde Cham und erhält so einen eigenen „Pfarrvikar“. Der Bau eines Pfarrhauses wird notwendig und 1951 vollendet.
1948 wird auch eine evangelische Bekenntnisschule eingerichtet. Heute befindet sich im Gebäude die Pfarr- und Stadtbücherei St. Georg
1956: Das Kirchlein wird grundlegend renoviert. Die Ausmalungen von Prof. Karl Selzer werden entfernt.
1964 hat die Gemeinde ca 650 Mitglieder, davon 230 Soldaten und Angehörige. Die Kirche wird zu klein, ein Erweiterungsbau beschlossen und mit Hilfe der Militärseelsorge finanziert.
Ab dem 10.05.1966 wird das exponierte Vikariat Neunburg vorm Wald in eine eigene Kirchengemeinde mit eigener Pfarrstelle umgewandelt.
17.09.1966: Zum letzten Mal wird in der alten Kirche Gottesdienst gefeiert. Während des Erweiterungsbaus trifft sich die Gemeinde in der Kapelle des Marienheims zu gottesdienstlichen Feier.
In dieser Zeit wird auch der Altar und das Taufbecken entfernt. Beides wird von Theo Männer gesichert. Seit 1999 ist der Altar der alten Kirche in der katholischen Dreifaltigkeitskapelle am Kalvarienberg zu finden.
31.07.1967: Die evangelische Bekenntnisschule wird geschlossen und in die Volksschule integriert.
28.10.1968: Neueinweihung der Versöhnungskirche. Die Bundeswehr und die hohe Zahl an Aussiedlern in den 90ern sorgen dafür, dass die Gemeinde eine ganze Pfarrstelle behält.
1999: Einweihung des neuen Glockenturms auf dem Kirchenvorplatz. Der Glockenturm der Kirche darf aus statischen Gründen nicht mehr benutzt werden.
2001 umfasst die Gemeinde ca 850 Mitglieder. Die Landeskirche kürzt die Pfarrstelle auf eine halbe Stelle.
Heute hat die Gemeinde ca 700 Mitglieder und weiterhin eine halbe Pfarrstelle. Der Pfarrstelle in Neunburg ist zur Zeit eine weitere halbe Stelle für regionale Aufgaben im Dekanat Cham zugeordnet, damit ein Pfarrer in Neunburg wohnen und arbeiten kann.