von Ortsheimatpfleger Alfred Wolfsteiner, Schwarzhofen, ergänzt von Pfr. Gerhard Beck
Schwarzhofen in reformatorischer Zeit
Schwarzhofen war offensichtlich kirchlicher Mittelpunkt des alten Amtes Neunburg v. Wald. Bis zur Gegenreformation wurde Neunburg vorm Wald als kirchliche Filiale von Schwarzhofen geführt und von einem Kaplan („Diaconus“) versehen.
Die Reformation hat schon sehr früh Eingang in Schwarzhofen gefunden. Der im Jahre 1527 als Pfarrer von Schwarzhofen genannte Wolfgang Lindhart war bereits ein Anhänger der Lehre Luthers. Ebenso sein Kaplan, der zwar noch in Regensburg examiniert worden war, aber die katholische Lehre schon nicht mehr predigte. Er forderte die Kommunion unter beiderlei Gestalten und spendete die Taufe auf Deutsch. Beide haben schließlich auch geheiratet.
In religiösen Dingen nicht unproblematisch war die Situation in Schwarzhofen, weil in reformatorischer Zeit auch hier, wie in allen Ämtern „vorm Wald“, nach den Konfessionswechseln der pfälzischen Landesherrn („cuius regio, eius religio“) die Konfession zwischen Kalvinern und Lutheranern mehrfach wechselte und die Geistlichen beim Wechsel der Konfessionen auch ihre jeweilige Pfarrerstelle verlassen mussten. So wechselte zuerst die katholische Konfession mit der lutherischen. Dann folgte der Kalvinismus, der nur für kurze Zeit wieder mit dem Luthertum wechselte. Nach einer weiteren, längeren kalvinischen Epoche folgte noch eine kurze Zeit des lutherischen Bekenntnisses, bis mit dem Übergang der Oberpfalz an Bayern im Zuge der Gegenreformation Schwarzhofen wieder katholisch wurde. So gilt auch für Schwarzhofen, wie für etliche andere Orte “ vorm Wald“, dass hier im Verlauf von rund 100 Jahren sechsmal die Konfession gewechselt werden musste. Im Herzen hofften viele Lutheraner in der Oberpfalz, dass König Gustav Adolf wieder das Luthertum einführen würde, als er und seine und seine Schwedischen Truppen in den Dreißigjährigen Krieg eingriffen. Doch die Hoffnung trog.
Pfarrverhältnisse in reformatorischer Zeit
Gut informiert sind wir über die pfarrliche Verhältnisse, als nach dem Tausch der „Ämter vorm Wald“ und der erneuten Einführung des Calvinismus im August 1582 die Pfarrei visitiert wurde. Dabei wird dem Pfarrer Matthais Plato Pfarrer eine „schöne, gut ausgerüstete Bibliothek“ bescheinigt. Es wird an Ostern ein Osterfladen gereicht und hatte wie die übrigen Bürger auch der Pfarrer das Recht, Bier zu brauen. Außerdem bezog er in calvinistischer Zeit noch den „Beichtpfennig“ als Einkommen. Der Lehrer war zugleich Mesner. Dem Pfarrer wird bei der Visitation von 1582 außerdem bestätigt, dass er ein „feiner Prediger“ sei.
Mit der Einführung des Calvinismus konnte es vorkommen, dass der Pfarrer Calvinist, der Lehrer aber Lutheraner war. So schickten Eltern ihre Kinder oft dorthin in die Schule, wo der lutherische Katechismus gelehrt wurde. So war es auch in Schwarzhofen der Fall.
Während der reformatorischen Zeit entstand im Jahre 1612 auch ein neuer Friedhof.
Bis zur Gegenreformation sind in Schwarzhofen mindestens zehn reformierte Geistliche namentlich bekannt. Der letzte war Johann Hetzel, der 1625 erwähnt wird. Als Pfarrhaus für die evangelischen Geistlichen gilt das heutige Anwesen Marktplatz Nr. 3.
Mindestens zwölf evangelische Geistliche werden teils als Kapläne („diaconi“), teils als selbständige Pfarrer in der damaligen Schwarzhofener Filiale Mitterauerbach geführt, darunter auch Johannes Zeidler, der Vater von Paul Zeidler (s. unten)
Nach der 100 Jahre dauernden reformatorischen Zeit erfolgte mit dem Übergang der pfälzischen Oberpfalz an Bayern die Gegenreformation, die vor allem durch den Jesuitenorden vorangetrieben wurde. Als erster katholischer Pfarrer wird im Jahre 1627 Wolfgang Schiffler genannt.
Nach 1945
Mit dem Endes des 2. Weltkriegs kamen ab 1944 wieder evangelische Christen, vor allem Evakuierte und Flüchtlinge, nach Schwarzhofen. Zeitzeugen berichten von ca 200 Personen. Im ehemaligen Kloster stand ein gemeindlicher „Schulungsraum“ zur Verfügung. Hier fanden in regelmäßigen Abständen evangelische Gottesdienste statt.
Unter den Evangelischen gab es zahlreiche Kinder, die während des katholischen Religionsunterrichts die Klassenzimmer verließen.
In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es in Schwarzhofen ein Übergangsheim für Spätaussieder, von denen viele evangelisch waren. So hat Schwarzhofen heute noch eine für die Gegend hohe Quote evangelischer Christen von ca. 6 % der Bevölkerung.
Berühmte evangelische Persönlichkeiten
Schwarzhofen hat einige berühmte Persönlichkeiten aufzuweisen, die hier geboren wurden. Zwei der berühmtesten stammen aus reformatorischer Zeit.
Lutherischer Konfession war der Humanist, neulateinische Dichter, Pfarrer und Schulmann Paul Zeidler (1548 – 1627). Sein Vater Johann Zeidler war bei dessen Geburt Diakon in Mitterauerbach, einer Filiale von Schwarzhofen Paul Zeidler hat ein Buch mit den Wappen oberpfälzischer Städte verfasst („Insignia urbium et vicorum Superioris Palatinatus“, Regensburg 1585) und dazu eine Reihe lateinischer Lobgedichte veröffentlicht. Zuletzt war der Schwarzhofener Pfarrerssohn ab 1596 Leiter der Lateinschule in Neunburg vorm Wald. Er hat neben anderen Texten auch das berühmte Gedicht „Vom Hussenkrieg ein Gesang“ aufgezeichnet. Es bildete die Grundlage für das Historienspiel „Vom Hussenkrieg“. Sein Nachlass wird in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt.
In calvinistischer Zeit in Schwarzhofen gebürtig war auch der Humanist und Philologe Jakob („Janus“) Gebhard (1592 – 1632). Er verfasste eine ganze Reihe von Werken über antike Schriftsteller und musste wegen seiner calvinistischen Konfession und der kriegerischen Zeitumstände ein sehr unruhiges Leben führen. Er starb schließlich im Alter von nur 40 Jahren im holländischen Groningen als Professor für Geschichte und griechische Sprache an der Cholera.
Pfarrersliste von Schwarzhofen:
1527: Lindhart,
1536 – 1573: Rapp Wolfgang
1572 - ?: Faber Johann II.
(1575): Bidermann Philipp
Vor 1577: Gebhard, Johann I.
1582 -?: Plato Matthias
1586 -?: Forster Johannes
1582 – 1586: Rüdel Matthias
(1616): Sagittarius Kaspar
?- 1623: Jesser David
1618 – 1625: Hetzel, Johann
„Diaconi“ für Mitterauerbach, z.T. auch als Pfarrer bezeichnet
1546 – 1549: Zeidler Johann
1557: Kode Friedrich (-1557 Diakon in Neunburg)
(1580 – 1588): Reich Matthäus
1593: Sandrock Johann
(1586): Wild Lorenz
1593-?: Martius Joachim
1602 – (1607): Drummel Andreas
(1601-1603): Salmuth Samuel
(1608) -1612: Codavius Johannes
1612 - 1624: Limmer Philipp Konrad
1623 - 1625: Turkius Georg