Die Zeit war reif dafür, dass die katholische und die evangelische Kirchengemeinde ein gemeinsames Fest feiern. Am Samstag am späten Nachmittag war es endlich soweit, und alle erlebten ein fulminantes Zeichen der Ökumene.
Die Vorbereitungen geschahen schon in guter Zusammenarbeit, und das war im Verlauf des ganzen Festes spürbar.
Mit viel Spielfreude leiteten die beiden Organisten, Ruth Spitzenberger an der Salomon-Orgel und Konrad Linkmann an der Truhenorgel, den Gottesdienst mit einem Stück für zwei Orgeln ein.
Die drei Pfarrer Thomas Winderl, Kathrin Nagel und Stefan Nagel erinnerten mithilfe der Festgemeinde an die vielen ökumenischen Veranstaltungen, die teilweise schon seit Jahren in Bad Kötzting etabliert sind. Der ökumenische Geist reicht schon bis kurz nach dem 2. Weltkrieg zurück, als die St.-Veits-Kirche den vielen evangelischen Flüchtlingen als Gottesdienstort zur Verfügung gestellt wurde.
Ein eindrückliches Bild im Liedblatt regte zum Nachdenken an: Hände, aus Stein gemeißelt, reichen sich über eine Friedhofsmauer die Hand. Pfarrer Winderl erklärte, dass ein ökumenisches Ehepaar auf den jeweils eigenem Friedhof auf diese Weise doch noch Gemeinschaft in der ewigen Ruhe finden konnte. Ein Zeichen der Zertrennung einerseits, die oft auch große Verletzungen mit sich gebracht hat. Diese Trennung muss aber nicht in Zement gegossen sein, deswegen rief der katholische Pfarrer dazu auf, immer wieder neu aufeinander zuzugehen und in Bewegung zu bleiben.
Pfarrerin Nagel nahm Bezug zu der Begebenheit von Paulus auf dem Areopag, wo eine Statue „Für einen unbekannten Gott“ stand. Sahen die Menschen damals die Gefahr, einen Gott möglicherweise übersehen zu haben, so erinnert heute so eine Statue daran, dass Gott sich nicht vereinnahmen lässt. „Es gibt keinen evangelischen Gott und keinen katholischen Gott“, so die Pfarrerin, denn Gott will sich allen Menschen zeigen.
Die Unterschiede zwischen den beiden Konfessionen bleiben bestehen, aber sie müssen nicht bestimmend sein, schloss daraus Pfarrer Nagel. Es liegt an jedem Einzelnen, Verletzungen und Trennendes zu überwinden, denn, so sein Zitat einer bekannten Band: „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wäre nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“ Das gilt auch für die Kirchen und die Ökumene.
Die Fürbitten konnten bei diesem Auftaktgottesdienst die Gemeindeglieder mit gestalten: mithilfe eines QR-Codes konnten sie Themen eingeben, die dann als Fürbitte formuliert wurden. Friede, Gerechtigkeit und Ökumene lagen dabei der Gottesdienstgemeinde besonders am Herzen.
Gemeinsame Lieder, gern auch spontan mehrstimmig, verstärkten das ökumenische Feuerwerk, das mit diesem Gottesdienst entzündet wurde und jeden mit sich riss. Die Freude an der ökumenischen Zusammenarbeit war von der Mesnerin über die Kirchenmusiker und Pfarrer bis in die Gemeinde spürbar.
Aber nicht nur ein gemeinsamer Gottesdienst gehört zu so einer Feier, auch gemeinsames Essen, Trinken und Unterhalten. Aus beiden Gemeinden hatten Ehrenamtliche gebacken und vorbereitet, und auch am Grill war guter Andrang.
Dazu lagen auf den Tischen Karten aus mit möglichen Gesprächsthemen, am besten mit Menschen, die man vorher nicht gekannt hat. So kamen alle schnell ins Gespräch und unterhielten sich gut über Gott und die Welt. Die Kinder vergnügten sich angesichts des Wetters mit Wasserbällen. Außerdem kam schon der nächste QR-Code zum Tragen: wieder per Handy durften Fragen zum Thema Ökumene gestellt werden.
Diese Fragen wurden dann in der Schlussandacht in der Kirche aufgenommen. Hannah Bauer als Moderatorin konfrontierte charmant die drei Pfarrer mit Themen wie Frauenordination, was das größte trennende Element sei, oder worin der Unterschied im Abendmahlsverständnis besteht. Nachdem die Pfarrer Rede und Antwort gegeben haben, beschlossen sie mit dem Abendgebet von D. Bonhoeffer, dem Segen und dem Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ dieses wunderbare ökumenische Fest.